Rief die jüngste Zulassung weiterer Insekten als Nahrungsmittel in der EU bei den Bürgern in erster Linie Ekel hervor, so gibt es doch erste Unternehmer in Deutschland, die ihr Glück mit Grille und Co. in ihren Produkten versuchen: So bietet eine Eisdiele in Baden-Württemberg nun „Grillen-Eis“ an. Zusätzlich zum verwendeten Mehl aus Hausgrillen werden getrocknete Insekten dabei als Topping verwendet – ihr Geschmack muss dann mit Honig-, Vanille- und Cookies-Extrakten abgemildert werden.
Eine neue EU-Verordnung erlaubt seit Kurzem, dass weitere Insekten in Lebensmitteln verwendet werden. Der Besitzer einer Eisdiele in Baden-Württemberg konnte daher nun eine Idee umsetzen: In seinem Eiscafé bietet er seit neuestem Grillen-Eis an.
Die Eisdiele in Rottenburg im Kreis Tübingen ist für außergewöhnliche Eiskreationen bekannt, so wurde dort schon Eis mit Gorgonzola oder Leberwurst und sogar mit echtem Blattgold angeboten. Nun gibt es eben Eis mit Grillenmehl und einem Topping aus getrockneten braunen Insekten. Monatelang will der Eisdielen-Besitzer mit dem Grillenmehl experimentiert haben: Für seine Kreation verwendet er extrem fein gemahlenes Mehl. Der Geschmack der Grillen wird dann mit Waldhonig-, Vanille- und Cookies-Extrakt abgemildert, so entnimmt man entsprechenden Berichten.
Die Reaktionen der Kunden fallen offenbar sehr unterschiedlich aus – viele ekeln sich, andere sind neugierig. Ob Insekteneis eine Zukunft hat, wird sich zeigen. Im Zuge des von Alternativmedien entfachten Medienrummels rund um die umstrittenen „Speiseinsekten“ sahen sich zahlreiche Bäckereien genötigt, ihren Kunden zu versichern, dass in ihren Produkten keine Insekten verwendet werden. Dafür ernteten sie extrem viel Zuspruch – mehr als zehntausend Likes sind unter solchen Beiträgen in sozialen Netzen keine Seltenheit. Für viele Menschen ist mit der Insektenagenda die Toleranzgrenze endgültig erreicht.
Seit dem 24. Januar dürfen Hausgrillen – gefroren, getrocknet oder als Pulver – laut EU-Recht in Lebensmitteln verarbeitet werden. Das gilt auch für den Getreideschimmelkäfer. In 2021 genehmigte die EU bereits Wanderheuschrecken und Mehlwürmer. Es ist also davon auszugehen, dass zukünftig immer mehr Lebensmittel mit Insektenpulver versetzt sein werden. Diese müssen nicht auffällig gekennzeichnet werden: Man muss im Zutatenverzeichnis nachlesen, ob Hausgrille oder Getreideschimmelkäfer enthalten sind. Es muss lediglich darauf hingewiesen werden, dass die Produkte bei Menschen mit Allergien gegen Krebstiere und Erzeugnissen daraus sowie gegen Hausstaubmilben allergische Reaktionen auslösen können.
Die Zulassung von immer mehr Insekten als Nahrungsmittel wird gern damit begründet, dass sie als gute Proteinquelle gelten. Zu möglichen gesundheitlichen Risiken des Insektenverzehrs gibt es viele offene Fragen, denen man ungern nachzugehen scheint. Immerhin sollen essbare Insekten angeblich eine drohende Ernährungskrise lindern und zur Reduktion von CO2-Emissionen führen. In Wahrheit könnte durchaus die Hoffnung auf mehr Profit zur vermehrten Verwendung von Insekten in Nahrungsmitteln führen, denn Insektenzucht ist einfach und günstig – die Tiere können problemlos mit Abfall ernährt werden (und fressen sich ansonsten auch gern gegenseitig). Damit dieses vom WEF vorangetriebene Projekt Erfolg hat und die „Speiseinsekten“-Zucht wirklich zum Massenphänomen wird, müssten allerdings die Bürger mitspielen: Am Ende wird deren Akzeptanz entscheiden, ob Produkte wie „Grillen-Eis“ auf dem Markt eine Chance haben oder ein bloßer Gag für Menschen mit hoher Ekeltoleranz bleiben.